Dienstag, 15. November 2005

Politik

BERLIN taz Die familienpolitische Verschwiemelung der Frauenpolitik ist wieder da. Man hatte sie über sieben Jahre Rot-Grün schon fast vergessen. In dieser Zeit behandelten Koalitionsverträge in ganzen Gleichstellungskapiteln Frauen in der Wirtschaft oder Gender Mainstreaming und versprachen einen "Aufbruch in der Frauenpolitik". Diese Zeiten sind vorbei. Gleichstellungskapitel sucht man im Vertrag der großen Koalition vergebens. Unter "familienfreundliche Gesellschaft" finden sich hinten nach dem Kindschaftsrecht ein paar vage Formulierungen zur Gleichstellung.

...

Ganz finster wird es, wenn man nach dem Ausschau hält, was die rot-grüne Regierung sich einst als Querschnittsaufgabe für alle Ressorts vorgenommen hatte: Gender Mainstreaming. Die CDU will von solchen Anglizismen ohnehin nichts wissen, der Begriff findet deshalb im Koalitionsvertrag schon einmal gar nicht statt. Das Gender-Kompetenz-Zentrum, das die zahlreichen Projekte der alten Bundesregierung koordinierte und überwachte, wird zwar ausdrücklich nicht abgeschafft. Doch werden auch keine Vorhaben formuliert, an denen es beteiligt sein könnte. Lediglich einen Gleichstellungsbericht will die künftige Regierung vorlegen. Ein Hoffnungsschimmer, wie Henny Engels vom Deutschen Frauenrat findet: "Wenn das endlich ein vernünftiger Index mit einer guten Vergleichsbasis ist, ist das ein echter Fortschritt."

Und ganz zum Schluss gibt's noch einen Klassiker: Die Gleichstellung in der Wirtschaft wird ein weiteres Mal bilanziert. Und ja, tatsächlich "werden wir über dann möglicherweise notwendige, verbindliche Instrumente befinden". Wetten werden entgegengenommen.

Shoppen

Ich hasse es.

Ich weiß, dass nichts dagegen spricht, dass ich mal ein paar Kilo abnehme. Aber im normalen Leben stört mich dieses Wissen nicht - meistens jedenfalls.

Die Ausnahme bildet der Versuch eine Hose zu kaufen. Da werde ich aggressiv. Es kann doch nicht wahr sein, dass es in dieser Stadt - mal abgesehen von der Big ist Beautiful-Abteilung vielleicht - keine Hosen gibt, die mir passen. Jeans müssen im Moment hauteng sitzen, am besten in Möhrchen-80er-Jahre-Form. Das sieht aber leider an mir - wie auch an 90% der anderen Frauen - Scheiße aus. Das hatten wir schon, das hatten wir schon hinter uns.

Also, was soll ich tun? Weight Watchers statt fröhlichem Biertrinken? Fitness-Studio statt gemütlichem Sonntags-Brunch? Kräutertee statt entspanntem Essen-Gehen?
Man kann nicht alles haben, und wieder frage ich mich, was ist es mir wert, dass ich bei H&M in die Hosen passe? Ich finde keine Antwort darauf, weil ich gerne Bier trinke und Brunchen gehe. Wie kann mir eine Modefirma so schlechte Laune machen? Und einen Tag verderben?
Es ist mir also nicht viel Wert, in diese Hosen zu passen, zumindest nicht genug. Was machen bloß die anderen Menschen? Die die nicht in diese Hosen passen? Wo kriegen die ihre Hosen her?

Dann denke ich wieder: Wie unentspannt ich wäre, wenn ich dauern über meine Hosengröße nachdenken müsste und verzichten. So bin ich nur hin und wieder genervt. Immer dann wenn ich versuche, eine neue Hose zu kaufen.

Es ist mir ja dann doch noch gelungen.

Westernhagen

Ist hier wohl tatsächlich das Konzert so schrecklich gewesen, oder ist es nur der Artikel in der Berliner Zeitung?:

Er ist Deutschland

...so trug der Leadgitarrist eine breite schwarze Sonnenbrille und über seinem Bauch ein enges schwarzes Rollkragenhemd in dem sich seine Brustwarzen und der Bauchnabel abzeichneten. Auch zwei Frauen waren im Ensemble vertreten: eine schöne schwarzhäutige Backgroundsängerin und eine schöne blonde Tänzerin...
Während MMW darin ein "mieses Stück" besang, das ihm "nicht entkommen" wird, tanzte die Tänzerin in einem roten, vorne geschlitzten Kleid selbstquälerisch vor einer Leinwand umher, auf die Bilder einer nackten Holzpuppe projiziert wurden. Im folgenden Verlauf wurde die Holzpuppe zuerst mit roten Brustwarzen bemalt und anschließend verbrannt; in die ekstatisch leckenden Flammen wurden Live-Bilder von Marius Müller-Westernhagen und der schönen schwarzhäutigen Background-Sängerin eingeblendet, die wie bei einem Koitus hechelte. ...
strippte die blonde Tänzerin ... und ließ sich von MMW den Bauchnabel und den Raum zwischen ihren Brüsten ablecken. ...
zu dem Stück "liebst du mich" gab es einen Film zu sehen, in dem eine hellhäutige schöne, aber auch sehr müde und unbefriedigt aussehende junge Frau schlaflos in einem Hotelzimmer lag. Vor lauter Schlaflosigkeit warf sie schließlich das Laken zur Seite und schlich, nur mit einem Top und einem knappen Höschen bekleidet, an das die Kamera dicht heranfuhr, müde und unbefriedigt in die kleine Hotelzimmernasszelle. Dort zog sie sich den Slip herunter, urinierte melancholisch ins Klo und wischete sich anschließend die Scheide mit einigen Blättern Klopapier trocken. ..."


Scheinbar war das Konzert so schlimm, dass eine detailgetreue Darstellung nötig ist, um dies zu verdeutlichen. Au Weia-

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