Schlabber-schlubber-Sonntag, in meiner schlabber-schlubber-Sonntaghose. Zu schlabber-schlubber-Sonntagradiomusik.
Endlich mal ausspannen. die Woche war auch echt anstrengend.
und nachher mal gucken gehen was die Mädels machen, die wahrscheinlich schon in schlafsäcken vor dem tempodrom liegen und von robbie geträumt haben.
sind Kinder eigentlich so nervig? Vor allem im Schwimmbad, in dem sich scheinbar, wenn ich mich so umgucke mein soziales Leben abspielt. Ist ja auch extrem sozial so ein Schwimmbad... 100 Leute schwimmen brav ihre Bahnen, und keiner sagt ein Wort.
Bis auf die Kinder...
einen Job.
So langsam macht mich meine Arbeitslosigkeit wahnsinnig. Ich leide mit den Langzeitarbeitslosen, die jahrelang diese täglichen Wege im Internet zurücklegen.
Dabei kann ich doch was.
Ich bin Soziologin und will als solche arbeiten. Schwerpunkt Frauen und Geschlechterforschung. Gerne auch Gender und Männerforschung. Es muss ja nicht mal Forschung sein, ich kann auch schreiben, denken, arbeiten, aufräumen, auf Englisch, Niederländisch, Deutsch. Ich habe ein Jahr im Ausland studiert und zwei längere Praktika gemacht. Ich gehe in fast jeden Ort der Welt, wenn es interessante Arbeit gibt. Auch wenn ich gerne in Berlin bleiben würde, gibt es - zumindest hochoffiziell - nicht viel, was mich hält (halten darf).
Ich kann auch Vortäge halten über Gender Mainstreaming und Strategien entwickeln, um Arbeitsabläufe oder Politik Geschlechtergerechter zu gestalten. Wenn mir jemand die Chance gibt, würde ich gerne was dazulernen. Zum Beispiel Methoden. Damit ich selbständig Veranstaltungen organisieren und durchführen kann.
Reicht das?
Weiß jemand was?
Ich will hier nicht sitzen und mich beklagen. Ich will mich auch nicht langweilen und mache alles mögliche. Im Moment unterrichte ich Deutsch für Amerikaner und in vier Wochen mache ich zwei Wochen lang ein Mini-Praktium im Landesinstitut für Qualifizierung in Hagen.
Und alles nur, damit irgendwas voran geht und ich wenigstens nicht behaupten muss, eine faule Arbeitslose zu sein, die ihr Geld einsteckt und nichts tut. Ich mache einen Kurs in "Öffentlich Sprechen für potentielle Berufsredner" und "Methoden der Moderation".
Und all das soll nichts bringen?
Das schlimmste ist, dass von selber gar nichts passiert und ich mich verkaufen muss, und sagen, was ich alles tolles kann. Nur leider nimmt mit jedem Tag an dem ich nichts sinnvolles mache, die Zuverischt ab. Kann ich eigentlich wirklich was? Oder glaube ich nur mittlerweile selber die Dinge, die ich in meinen Berwerbungen schreibe?????
Immer schon hätte ich gerne eine Maschine, mit der ich bereits abgeschickte Mails nachträglich zurückholen kann. Oft wird mir erst klar, was ich geschrieben hab, wenn ich unwiderbringlich den "Senden"-Knopf gedrückt habe.
Gleiches gilt übrigens für SMS.
Und wo wir schon mal dabei sind, wie wär's auch mit Sätzen, die man sagt, wenn man betrunken ist? Jeder Satz, der in die Zukunft zeigt, sollte verboten werden, in betrunkenem Zustand. Wen geht meine Zukunft überhaupt was an? Meine Wünsche sind eh andere, wenn ich kaum noch geradeaus gucken kann. Und überhaupt: Küssen. Bitte! Erfinde jemand etwas, das nachträglich auslöscht, wenn zwei Menschen sich geküsst haben, die das besser nicht machen sollten. Alles vergessen und vegeben.
Bestimmt fallen vielen Leuten schnell noch andere Sachen ein, die sie gerne rückgängig machen würden.
Aber eigentlich.
Wär das nicht ein langweiliges Leben? Müssen wir uns nicht auch manchmal austesten? reizen, was das Leben für uns bereit hält? Uns schämen und es besser machen? Und am Ende vielleicht vernünftiger werden? Damit wir zuückblicken können und sagen: "Ich hab glaub ich alles mitgenommen, was so ging. Ich kann nicht behaupten, dass ich das Gefühl habe, irgendwas verpasst zu haben.
Und hier steh ich nun und stehe zu allem was ich tu."
So weit müsste es mal kommen.
Ich war immerhin die ganze Woche in Soest und bin jetzt wieder in Berlin und ganz brav. Party abgesagt, dafür Wohnung geputzt, Wäsche gewaschen und ein schönes Buch gelesen. Bin also auf dem Weg der Besserung.
Und des Älterwerdens.
Und hier dann auch die geschicke Überleitung:
Am 15. oktober feier ich meinen Geburtstag. Ab 18 Uhr gibt es bei mir zu essen, und jeder, der was mitbringt, kriegt auch was zu trinken. Ich hab nämlich kein Geld mehr, und will trotzdem feiern. Deshalb: Klassische Bottle-Party.
Auf dem Weg nach Soest sitze ich im Zug neben einem älteren Ehepaar, das alle meine Vorurteile gegenüber älteren Ehepaaren erfolgreich bestätigt.
Schon am Bahnhof Zoo packen sie die Stullen aus (Graubrot mit Wurst), anschließend kriegt der Mann von seiner Frau die in die Bild-Zeitung eingewickelte Bierflasche gereicht. Da ich noch ziemlich verkatert bin und überhaupt morgens nur aufgewacht bin, weil mein Telefon geklingelt hat, freue ich mich natürlich tierisch über den frischen Biergeruch, der in meine Nase steigt. Als die beiden dann aber die Tupperdose mit hartgekochten Eiern auspacken, kann ich kaum an mich halten und frage mich, was sie wohl machen, wenn ich ihnen auf den Tisch kotze.
Den Rest der Fahrt verbringe ich mit Ausnüchtern und Radiohören. Zum Glück spricht das alte Ehepaar nicht einen Satz miteinander. Von Berlin bis ca. 20 Minuten vor Bielefeld. Dort sagt der Mann zu seiner Frau: "Wird Zeit, dass wir mal unsere Sachen zusammenpacken und nach vorne gehen."
Gut, ich hab's überstanden, bin wieder klar im Kopf uns sitze, mit Lieschen Müller, meine Katze, auf dem Schoß im verregneten Soest. Wie nett.