Ich glaube, solche Erfahrungen macht man viel zu selten und auch nur in diesen Extremsituationen, wie in 5 Tagen eine Magisterarbeit abgeben zu müssen, aber es ist wunderbar:
Sonntagmorgens ist nämlich die Welt noch in Ordnung. Sonntag um halb acht aufstehen und in Ruhe frühstücken, bei offener Balkontür und ohne das Gefühl, halb Berlin fährt durch meine Wohung. Dafür: Es gibt tatsächlich Vögel im Norden Friedrichshains und die können singen. Die Sonne klettert langsam aber sicher über das Nachbarhaus und auf meinen Schreibtisch, an dem ich, auch bei offenem Fenster, schon ab 9 Uhr sitze und versuche unglaubliche letzte Gesitesblitze in der Arbeit zu verwursten.
Es klappt. Es klappt alles, und es sieht sogar so aus, als würde es klappen, mit meinem Plan, die Arbeit schon am Freitag, und nicht erst am Montag abzugeben.
Dafür bewege ich mich gerade stark auf eine Sehnenscheidenentzündung hin. Die Arme werden immer schwerer, ich hab schon Kissen unter die Ellenbogen gelegt, weil das angeblich hilft.
Aber diese Ruhe,
das muss ich mir merken, für die Wochen, die bald wieder anbrechen, an denen ich Samstags immer denke, ich darf nicht vor Sonntag ins Bett. Da verpasse ich was!
Meine Mutter hat es schon immer gewusst.
Manchmal muss man auf die Heimatscholle zurück, um Kraft und Energie zu tanken für die großen Aufgaben die einen erwarten.
Warum das so ist?
Weil westfälischer Lössboden einem nunmal mehr Halt gibt als der märkische Sand, der sich tief unter Berlin verbirgt. Zumindest, wenn man da her kommt, aus Westfalen.
P. hat zu mir gesagt: Wenn man eine Entscheidung treffen muss, sollte man mal auf seine Heimatscholle zurückfahren. Da flüstern die einem zwischen dem zwölften und dreizehnten Bier ein, was der richtige Weg ist. Alleine die Tatsache, das jemand von zwölf oder dreizehn Bier spricht, die man an einem Abend trinken soll, zeugt davon, der Mann weiß, was abgeht auf meiner Heimatscholle.
Nun will ich ja keine Entscheidung treffen, sondern "nur" eine Magisterarbeit zu Ende bringen. Und da sind zwölf oder dreizehn Bier wohl eher nicht so angebracht. Aber dieses wohlige Gefühl im Bauch, das man nur verstehen kann, wenn man eigentlich nichts mehr zu suchen hat in der kleinen Stadt im tiefsten Grün des Landes, wenn man nur mal kurz aus dem Zug steigt, um zu riechen, wie es hier riecht, um zu fühlen, wie es hier fühlt und um zu schlafen, wie man hier schläft, das kann man sich dann aufbewahren und wachrufen, wenn man's braucht.
Und dann frohen Mutes weitermachen. Und mal tief durchatmen, und sich freuen, dass man aus einer Gegend kommt, die einem so viel Halt mitgegeben hat, dass einen so schnell nichts umhaut.
Mit beiden Beinen auf westfälischem Boden eben!
In diesem Sinne, Prost, Soest!
Das nenn ich mal einen überschaubaren Rahmen. In spätestens 19 Tagen muss meine Magisterarbeit beim Prüfungsamt vorliegen.
Ich versuche, es schon in 16 Tagen hinzubekommen, weil ich dann ein freies Wochenende mehr habe und hier die Party abgehen kann.
Ich weiß nicht, ob man sich vorstellen kann, wie es ist, eine solche Arbeit zu schreiben, wenn man es selber noch nicht gemacht hat. Unglaublich.
Ein Tag: Super, die Sonne scheint, die Stadt in der ich lebe, liebt mich, ich bekomme nette Blicke in der S-Bahn und positive Kommentare über mein Geschriebenes: Alles wunderbar, ohne Probleme wird diese Arbeit schon in 10 Tagen fertig sein.
Der nächste Tag (kann auch nur eine Stunde später sein): Der Himmel ist grau, meine Mundwinkel hängen bis in die Kniekehlen, ich habe seit 24 Stunden kein Wort gesprochen, keiner liebt mich, die Stadt, in der ich lebe ist ein lebensfeindlicher Moloch, meine Fenster müssten mal wieder geputzt werden, wieso macht eigentlich das Auto auf der Straße so einen Krach: Zum Kotzen, nie im Leben werde ich diese Arbeit noch in diesem Jahr zu Ende bringen.
So ist das. Es gibt keine Kontinuität mehr in meinen Gedanken und Gefühlen, alles ist dem völligen Zufall überlassen. Wenn alles gut ist denke ich: Nicht die Arbeit beherrscht mich, sondern ich beherrsche die Arbeit. Wenn es schlecht ist, denke ich: Alle, und vor allem meine Arbeit hassen mich.
Kann es wahr sein? Kann ich das mit mir machen lassen? Nein?
Ok, ich habe einen Entschluss gefasst:
Anfangen und was schaffen ist die einzige Möglichkeit sich selber zu beweisen, dass man was kann!
Gut, oder?
Tocotronic!
Das rockt! ??? Oder auch nicht....
also, ich weiß ja nicht, aber irgendwie ist Tocotronic dann auch nicht mehr das, was sie mal waren. Zwar haben sie scheinbar einer ganze Generation das Seitenscheiteltragen beigebracht, aber selber wirken sie dann doch ziemlich müde.
Außer "Hallo, wir sind Tocotronic!" und "Vielen Herzlichen Dank" und "Ihr seid ein ganz wunderbares Publikum" gab es leider weder ne Show, noch spektakuläre Kontaktaufnahme. MAn hatte ein wenig das Gefühl, sie denken, sie wären im Proberaum und ich hatte ein wenig das Gefühl, ich hätte mir auch die CDs anhören können.
Wirklich schade. Die neuen Lieder am Anfang, dann ein paar alte zwischendurch, aber irgendwie auch ohne die ganzen Lieblingslieder wie "Kook", "Ich hab 23 Jahre mit mir verbracht" oder "Let there be rock", da fehlte mir dann doch so das was die Masse zum Singen bringt. Ich zahl ja nun auch nicht 20 Euro für ein Konzert auf dem ich nur langsames neues Zeugs höre.
Ach mann, nein, es war schon auch geil, weil die Jungs sind einfach schon so ne Institution, aber ich hatt emir dann doch mehr versprochen...
Gestern und vorgestern war ich auf einer Tagung mit dem tollen Titel "Ganz (der) Vater". Es ging um eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Väter, was zufälligerweise mein Magisterarbeitsthema ist. Also, nichts wie nach Schwanenwerder gefahren und eifrig mit diskutiert, "Networking" gemacht, Leute kennen gelernt und allen erzählt, was für eine unglaublich spannende Arbeit ist schreibe noch dazu zu einem so aktuellen Thema. Nur leider:
Es tummelten sich altachtundsechziger in okkerfarbenen grobstrickmuster-Pullovern mit Hörgerät. Kurz hatte ich den Eindruck, die Veranstaltung hätte besser "ganz der Opa" geheißen. Komisch, komisch, dachte ich mir und verbrüderte mich mit dem Gender-Beauftragten von Ver.di gegen den Opa von Pappa.com, der auf jeder ähnlich ausgerichteten Veranstaltung mit Laptop, Handy und Digitalkamera vertreten ist um seine Leser zu informieren. Unglaublich, was er alles weiß: Welcher Paragraph die Krankenkassen verpflichtet Prophilaxe-Zahlungen zu entrichten, nach welchen Regelungen Trennungsväter nicht mehr ihre Kinder sehen dürfen, und leider auch noch viel mehr unnützes zum Thema "Gender Mainstreaming", das er als Männerdiskriminierend ansieht. So weit so gut, heute ist er bei der Gründungsveranstaltung der Männerpartei in Stade, ich weiß nicht, warum ich das weiß. Irgendwie hat er einfach zu allem und jedem seinen Senf dazu gegeben...
Zurück zum Thema:
Ich frage mich also, warum auf dieser Veranstaltung von 90 Leuten etwa 5 sind, denen ich auf den ersten Blick zutrauen würde, dass sie Väter sind, die sich aktuell in einer Situation befinden, in der sie Beruf und Familie miteinander vereinbaren wollen. Die anderen beschäftigen sich aus irgendwelchen anderen Gründen mit dem Thema, aber keiner kann wirklich etwas dazu sagen. Die Umfragen die man beantworten muss beinhalten jedoch Fragen wie "Mir gelingt es gut, Beruf und Familie zu vereinbaren?" oder "Ich habe Wege gefunden, ich selber zu bleiben" usw.
Und da liegt das Problem: es war nicht klar, an wen sich diese Tagung richten sollte: an Väter? An Menschen aus der sog. Männerarbeit?, An Wissenschaftlerinnen? Es verkam zu einer Mischung aus Selbstfindung leidender Väter und Selbstdarstellung engagierter Opas. Schade, schade, es brachte mir wenig.
Aber: Was mir plötzlich bewusst wurde, war so direkt am Thema, dass man es kaum übersehen konnte: Natürlich waren Väter mit vereinbrakeitsproblemen nicht da, weil es keine Kinderbetreuung gab, keine Möglichkeiten, Kinder mitzubringen (Ausschreibung: Haustiere dürfen nciht mitgebracht werden), und die Tagung bis 10 Uhr Abends ging, also zu einer Zeit, zu der familienorientierte Väter anderes zu tun haben, als sich mit dem theoretischen Vereinbarkeitsproblem zu beschäftigen.
So war's.
Schade....
Schon Karten für die WM bestellt? Wollte ich gerade mal ausprobieren. Das ist ja mörderisch, ich glaub mir reicht die Großbildleinwand. und die gibt es zur nächsten WM wahrscheinlich nicht wie bei der EM an jeder Ecke, sondern auch mitten auf der Straße...
naja, wollte ich mal loswerden...
Alleine die Tatsache, dass ich in den nächsten 1 1/2 Jahren darauf achten müsste, dass diese Ticketversendungsdingsbums auch immer meine aktuelle Adresse hat, ist eine unüberwindbare Hürde.