Montag, 7. Mai 2007

Fernweh

Freunde von mir machen eine Weltreise. Seit Monaten schon kann ich verfolgen, wie sie sich von China über Neuseeland, Australien und Indien freuen, was sie erleben, sehen und berichten. Super spannend. Gerade aber, an einem Abend, wie diesem, packt mich das Fernweh und die Melancholie, wenn ich das ansehe. Sie haben einfach mal für ein paar Monate Pause gemacht. Womit man die Pause auch immer füllt, ich bin neidisch! Jeden Tag fahre ich ins gleiche Büro, unterbrochen von so überaus spannenden Dienstreisen, wie die morgen nach Mannheim zum deutschen Ingenieurtag, ansonsten, aufstehen, arbeiten, nach Hause und viel mehr nicht. Gut, das ist jetzt der Melancholie geschuldet, dass ich das sage. Aber im Grunde genommen ist es doch so. Meine Doktorarbeit schlummert friedlich vor sich hin, weil ich schlicht und ergreifend keine LUST habe, noch mehr zu machen, obwohl es doch so spannend ist. Und jetzt arbeitet auch noch Herr T. Ich beschwere mich nicht, nein, ich habe mich die ganze Zeit darauf gefreut, dass er auch mal arbeitet, weil es halt schon was anderes ist, wenn einer immer aufstehen muss und der andere darf liegen bleiben, weil noch Student. Aber es heißt halt auch: wir teilen uns morgens das Bad ("Ich muss aber auch noch!"), die Zeitung ("ach Herr Sarkosy ist neuer Präsident in Frankreich"), die Aufwachzeit ("warum ist das eigentlich immer mein Job, als erste aufzustehen? heute musst du mal..."), die Morgenmuffeligkeit (zum Glück nicht sehr ausgeprägt), den Weg zur U-Bahn (dann nehm ich das Fahrrad) und die Aufgaben, wer wann wie was zu Essen besorgt. Und das, genau DAS ist es, was mich dann doch wieder melancholisch macht. Ist es DAS???? geht das jetzt so los und hört nie wieder auf? Steht Herr T. jetzt Jahre lang vor dem Spiegel und guckt sich an und sagt "seh ich spießig aus! Dieses Hemd! Dieser Pullover... gehen wir heute Abend noch Lederschuhe kaufen?" Und ich sage: "Guck mich an! Bluse, Pollunder, Stiefel" "Ja, aber bei dir habe ich mich schon dran gewöhnt" Toll.
Mann, dabei haben wir eigentlich coole Jobs, längst nicht die spießigsten, auch wenn wir in der spießgsten Stadt der Welt wohnen. Nur dieses blöde Erwachsen werden, auf das man manchmal ja auch total Lust hat (wir sehen ja auch ganz gut aus in unseren Anzügen), und manchmal man einfach nur wieder in die Turnschuhe springen will und eine Pause machen. Eine Weltreise (die Herrn T. ja so gar nicht reizt und mich irgendwie schon). Nie im Leben möchte ich wieder 18 sein! Ich liebe es, mein Geld zu haben, meine Freunde, meine Entscheidungen! Ich finde es auch ganz angenehmen 600 Kilometer von meinen Eltern entfernt zu wohnen. Nur manchmal, ganz manchmal, an Abenden wie heute, wenn es draußen regnet und ich eigentlich nur kurz den Rechner einpacken wollte, um morgen im Anzug nach Mannheim zu fahren (und JA, ich finde man kann einen Rucksack aufsetzen, wenn man einen Anzug anhat, oder?????) um 7.00Uhr das Haus zu verlassen, um 21 Uhr wieder zu kommen, um blöd auf dem VDI Markt der Möglichkeiten zumzustehen... dann kommt es mal kurz.... dieses Hallo, da war doch noch was...
Vielleicht lag es auch an unserem tollen Ausflug nach Soest letzte Woche..... kurz mal an der Heimatscholle geschnuppert und ruck zuck zurück ins gediegene Leben nach München. Oder es war der Film "nackt", den ich gestern gesehen habe und der mich tatsächlich heulen ließ. Und nachdenken, über das Leben und die Liebe. Wie immer.
Ach, ich hör schon auf zu jammern, und mach lieber schnell den Rechner aus, bevor ich weitere Weltreisenfotos ansehe und gleich ein Ticket buche...

Freitag, 16. März 2007

Alter Mann

Herr T. hats im Rücken. Sein Physiotherapeut rät ihm, auf dem Boden zu schlafen. Das ermöglicht uns ganz neue Schlafgewohnheiten. Ich im großen Bett, Herr T. auf der Matte davor. Im Dunkeln unterhalten wir uns noch ein bisschen. Es fühlt sich an wie "Übernachtungsbesuch", der halt auf dem Boden schläft im Kinderzimmer. Fehlen nur die Taschenlampen und dass irgendwann Mama reinkommt: "Wollt ihr denn gar nicht mal schlafen?"
Aber wir haben uns einfach immer so unglaublich viel zu erzählen, der Herr T. und ich. Es hört gar nicht auf, und dann jetzt halt mit einer Wand aus Dunkelheit dazwischen...

Donnerstag, 15. März 2007

Willkommen bei Herrn Beckstein

Wunderbar. Endlich jemand der dafür sorgt, dass alle sich an die Regeln halten. Heute morgen am Pasinger Bahnhof wurden Menschen angehalten, die bei rot über die Ampel gingen. Vermutlich mussten sie sogar Strafe zahlen.
Und im Bahnhof musste ein Junge die Schuhe ausziehen, damit sie nach Drogen untersucht werden konnten. Was ich hier übrigens schon oft beobachtet habe, und ein waschechter Bayer mir auch schon als am eigenen Leib erfahren berichtete.
Ja, so ist das hier. Da herrscht noch Ordnung. Nicht wie in anderen deutschen Großstädten, wo die Menschen auf der Straße kiffen und mit dem Fahrrad ohne Licht bei Rot über die Straße fahren. Um Gottes Willen, wo würde das auch hinführen!
Also, nicht wundern, falls ich damnächst mal in Berlin an einer roten Ampel stehen bleibe. Ich kenne es nicht anders!

Dienstag, 13. März 2007

Sonne!

Wahnsinn. Das ist sooooo gut fürs Gemüt!
Sie lacht und scheint und macht es warm den ganzen Tag in meinem Büro. Mittagspause nach draußen verlegt. Am Wochenende den ersten Mini-Sonnenbrand geholt bei meinem ersten Ausflug auf einen richtig hohen Alpen-Berg. Schade, dass ich den Namen vergessen habe. Aber Schnee und Sonne und dazu ein kleiner Spaziergang den Berg hoch mit tollen Aussichten und Bildern.
Suche nach der Sonne vorerst beendet!

Montag, 5. März 2007

Liebeslieder

Gerade surfe ich durch mein Archiv und stelle fest, ich habe schon mal eine Liebeserklärung an einen Ort geschrieben. Allerdings mal nicht Berlin, sondern die Heimat. Klingt trotzdem gut, der alte Text aus Zeiten in denen noch mehr Zeit war, den Blog am Leben zu halten,...

Home is where your heart beats

Oh, lieber nicht. Das sollte ich nicht so laut sagen. Dass mein Herz da schlägt. (Zur Entschuldigung: meistens schlägt es ja auch ohne zu meckern hier...)
So schön war es in Berlin, wie schon lange nicht! Also gut, ich war ja auch lange nicht da. Aber dafür jetzt vier Tage. Wunderbar! Das Wetter war scheiße, aber wen stört das schon? T. und ich sind durch die Stadt gelaufen, als wär schönster Sommer und er hat tapfer alle Erzählungen zu allen "meinen" Sehenswürdigkeiten ertragen! "Hier im Nil gibt es die beste Falaffel der Welt, da habe ich mal gewohnt, dort waren wir immer frühstücken, hier habe ich mir den Teller mit den Blumen gekauft, weißt du? Und hier war Miss Murray zu hause, als sie noch in Berlin wohnte, und da kann man wunderbar spazieren gehen, dort wohnte die Schwester von Burli und bei der haben wir Ostern im Garten Eier gesucht. Und da wohnte mal meine. Und guck mal, wenn man da so um die Ecke geht, da ist das Kino in dem ich "garden state" gesehen habe, und hier kann man rund um die Uhr Kekse kaufen, und da haben sie Herr Lehmann gedreht, und pass auf die HUNDESCHEISSE!!!! Ja, und das Badeschiff, das war da immer nur im Sommer offen, jetzt ist es im Winter ein Saunaschiff (was wir dann auch gleich mal getestet haben, denn dank Regen und Winter waren wir konstant nass und kalt!)."
Magischer Moment: In der Sauna sitzen durch Plexiglas auf die Spree gucken und die Oberbaumbrücke und den Fernsehturm und aus dem Lautsprecher kommt ganz leise Coldplay. "Geil, Coldplay, da waren wir in der Wuhlheide beim Konzert, wollten wir erst gar nicht, aber dann haben wir es von draußen gehört und haben zum Preis von zweien drei Karten bekommen. J. behauptet bis heute, die Miss und ich wären hysterisch geworden"

Ja, so war Berlin.
Und so ist es immer noch. Ein ganz fester Platz in meinem Herz ist reserviert für diese Stadt! Wäre es doch bloß nicht so elend weit weg... (T. würde hinzufügen: "...von den Bergen" die fehlen im da zu sehr. Schade, irgendwie hat ihn das dazu angeregt, dauernd sachen zu sagen, die München besser kann als Berlin... aber vielleicht ist das auch nur die Rache, denn in dem halben Jahr, das wir uns kennen, habe ich wohl mehr über München geschimpft, als manch anderer)

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